Teil I unser kleinen Serie über unterschiedliche Formen der Prostitution.
Woher der Name Strich stammt, ist unklar. Eine Theorie lautet, daß die Prostitutionsverordnung von Wien den Prostituierten vorschrieb, ‘hinter dem Strich’ am Bordsteinrand zu warten, um den Verkehr nicht zu behindern. In Hamburg zeigte ein weißer Strich auf dem Pflaster, wie weit sich Prostuierte den Schiffen nähern durften.
Bei dieser Art der Prostitution handelt es sich um das untere Ende dieses Gewerbes. Sie findet fast nur im öffentlichen Raum statt. Prostituierte warten an dafür bekannten Straßen auf Kunden, Freier genannt. Im allgemeinen ist der Straßenstrich in Bereiche eingeteilt, wie Haufrauenstrich für ältere Sexarbeiter oder Balkanstrich für osteuropäische Prostituierte.
Der Straßenstrich bietet allen ein Einkommen, speziell denen, die legale Probleme haben. Hier finden sich viele Mitglieder von Hochrisikogruppen, wie Drogenabhängige, Minderjährige und Frauen ohne Aufenthaltsgenehmigungen. Viele Prostituierte auf dem Straßenstrich verfügen über keine oder wenig Ausbildung und werden von Zuhältern kontrolliert. Die Arbeit auf dem Straßenstrich kann nur als hart beschrieben werden. Die Sexarbeiter müssen stundenlang bei jedem Wetter ausharren, kein Zuckerschlecken im deutschen Klima, speziell im Winter.
Der wohl berühmteste Straßenstrich in Deutschland besteht in der Nähe der Reeperbahn in Hamburg, manchmal auch die sündigste Meile genannt. Bereits im 17. Jahrhundert hatten sich dort sogenannte Amüsierbetriebe etabliert. Während die Reeperbahn selbst nur Clubs erlaubt, ist das Gebiet um den Hans-Albers-Platz fest in der Hand der Sexarbeiter, gemanagt von den ‘Hamburger Jungs’. Früher waren dort nur Stilettos erlaubt. Mittlerweile sind einige Hamburger Damen in bequemen ‘Ugs’ gesichtet worden.
Auf dem Hamburger Straßenstrich arbeiten noch viele Deutsche. Aber Experten schätzen, daß rund 80 Prozent aller Prostituierten auf dem Straßenstrich heute aus Osteuropa kommen. Dieses Überangebot drückt die Preise. Prostituierte stehen oft 14 bis 15 Stunden auf der Straße um genügend zu verdienen. Obwohl die Hygeneverordnung die Kondompflicht vorschreibt, wollen rund 70 Prozent aller Freier ungeschützten Sex – und das zu Dumpingpreisen. Das Bundesamt für Statistik gibt an, daß auf dem Straßenstrich im Durchschnitt nur 25 Euro gezahlt werden. Rund 2.7 Milliarden Euro soll der Jahresumsatz hier betragen.
Die Entwicklung in Dortmund zeigt, wie dieser Masseneinfluß den ursprünglichen Prostituierten das Geschäft verdirbt. Seit 2001 gab es dort an der Ravensburger Straße einen Strich mit rund 60 Sexarbeitern. In 2006 stieg deren Zahl sprunghaft auf zwischen 500 und 700 an. Vor allem Bulgarinnen hatten die Ravensburger Straße als Einkommensquelle entdeckt. Im Jahr 2011 wurde der Straßenstrich in Dortmund verboten. Das gesamte Stadtgebiet wurde zum Sperrbezirk erklärt. Obwohl Prostitution in Deutschland legal ist, können Gemeinden die Ausübung lokal beschränken. Sperrbezirksverordnungen regeln, in welchen Gegenden ein Straßenstrich etabliert werden kann. In Sperrbezirken ist jedwede Art der Prostitution inkl. Escort verboten.