Laut Gesetz vom 12. Januar 1968 war die Prostitution in der DDR zwar verboten, fand jedoch dennoch statt. Wie aus aufgefundenen Akten der Gauck-Behörde später hervorgegangen war, bediente sich sogar das Ministerium für Staatssicherheit in einem bisher ungeahntem Ausmaß dieser Prostitution. Hauptsächlich zu Zeiten der Leipziger Messe wurden sogar ganz gezielt sowohl männliche als auch weibliche Personen als Prostituierte eingesetzt, um nähere Details zum Leben von Freiern zu erfahren, um Beziehungen zu ihnen aufzubauen und sogar um Informationen über sexuelle Vorlieben dieser zu erfahren mit dem Ziel, die Freier mit diesen Informationen bei Bedarf erpressen zu können.
Vor allen Dingen während der Leipziger Messe wurden Frauen, welche erotische Beziehungen mit Gästen aus dem Westen hatten, zu einer Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit bewegt. Daneben wurden jedoch auch ganz gezielt Personen angeworben, damit sie sexuelle Kontakte mit Personen aus dem Westen oder aus einem anderen nichtsozialistischen Land aufnehmen.
Doch auch viele andere junge Mädchen, welche nicht mit der Staatssicherheit zusammenarbeiteten, machten sich in den Zeiten der Leipziger Messe auf den Weg, um gezielt die Bekanntschaft mit Westbesuchern zu suchen und als Escort ein schönes Nebeneinkommen zu bekommen. Ziel für diese war es dabei vor allen Dingen, dort viel Geld zu verdienen oder sogar, um den Mann fürs Leben zu finden. Die Prostituierten stammten dabei aus allen Gesellschaftsschichten. Der Anteil von Escorts mit einer Berufsausbildung und sogar mit einem Fach- oder Hochschulabschluss war sogar überdurchschnittlich hoch. So kann gesagt werden, das die meisten Frauen nicht aufgrund der materiellen Not in der DDR als Escort gearbeitet haben.
Zwar gab es keine offiziellen Rotlichtviertel und Agenturen in Leipzig, wie man sie heute im Escort kennt, doch es gab eine Reihe von Hotels und Bars, welche bekannt dafür waren, Escort-Damen zu beherbergen. Die Hotels und Bars in Leipzig, wie das Hotel Merkur, das Hotel Astoria oder das Hotel International war auch während anderer Zeiten dafür bekannt.
Natürlich profitierten nicht nur die privaten Hobbynutten oder die Staatssicherheit von der Aufhebung des Verbotes zur Prostitution sondern auch der DDR-Staat an sich. Dank der leger gekleideten Damen in kurzen Röcken und mit tiefen Ausschnitten, konnten sie das allgemeine Klischee vom “grauen Osten” widerlegen und boten somit ein ganz anderes Bild. Im Nachhinein profitierte der gesamte DDR-Staat von dieser positiven Imagebildung.
Gab es auch Bordelle in der DDR? Natürlich würden selbst die meisten ehemaligen DDR werden behaupten, dass es so etwas nicht gab. Zumindest wird wohl niemand eine Frau gekannt haben, die als Prostituierte arbeitete.
Wie sah die Lage wirklich aus?
Natürlich gab es Prostitution in der DDR. Überall gibt es Frauen (und Männer), die Liebesdienste für Geld anbieten. Die Situation in der DDR war zwiespältig. Seit 1968 war Prostitution offiziell verboten, wurde aber inoffiziell geduldet, weil sie Devisen einbrachte. Frauen, die häufig Sex mit anderen Männern hatten, erhielten den Stempel “HWG” (häufig wechselnde Geschlechtspartner) in den Ausweis, der sie inoffiziell als Prostituierte kennzeichnete.
Wo wurde Prostitution angeboten?
Bordelle oder gar ganze Rotlichtviertel gab es in der DDR nicht. Jedoch gab es in Ostberlin, Rostock und Leipzig (während der Messe) Bars, Clubs und Hotels, in denen man Prostituierte treffen konnte. In bestimmten Hotels, in denen Gäste mit D-Mark oder Dollars zahlen konnte, wurde geduldet, dass Gäste die Mädchen mit auf das Zimmer nahmen. In anderen Fällen nahmen die Girls ihre Freier mit nach Hause oder benutzen die Wohnung einer Freundin oder Bekannten.
Wer waren die Prostituierten?
In den meisten Fällen handelte es sich um junge Frauen im Alter von 20 – 30 Jahren. Viele von ihnen waren Studentinnen oder arbeiteten in Positionen, in denen Sie Kontakt mit der Öffentlichkeit hatten. Sie wurden für ihren Service mit Devisen bezahlt. Manche erhielten auch Sachwerte wie TV Geräte, Kameras oder Videorecorder als “Geschenk”. Die Stellung der Prostituierten in der Gesellschaft war zwiespältig. Auf der einen Seite verdienten sie das Mehrfache einer Arbeiterin und hatten Devisen zur Verfügung, auf der anderen Seite durften sie mit niemanden über ihre Arbeit sprechen oder ihr Vermögen offen zur Schau stellen, weil Prostitution offiziell verboten war.
Wer waren die Freier?
In den meisten Fällen waren das Bundesdeutsche, aber auch Ausländer aus dem NSW (Nichtsozialistisches Weltsystem). Für fast alle DDR-Männer waren Prostituierte unerreichbar, weil sie keine Devisen hatten, um sie zu bezahlen. Eine Ausnahme waren lediglich hohe Funktionäre der SED und des Staatsapparats sowie hochrangige Offiziere der Stasi. In der Mehrzahl der Fälle wussten noch nicht einmal enge Familienmitglieder, dass eine Frau als Prostituierte arbeitete.
Welche Rolle spielte die Stasi?
Prostitution in der DDR konnte nur mit Wissen und Duldung der Stasi stattfinden. Wenn man so will, übernahm die Stasi die Rolle des Zuhälters. Es wurde gemunkelt, dass die Stasi sogar teilweise attraktive Frauen ansprach und sie für den Job rekrutierte. Prostituierte brachten der DDR nicht nur Devisen ein, sie wurden von der Stasi auch oft gezielt auf bundesdeutsche und ausländische Geschäftsleute und Persönlichkeiten angesetzt, um aus ihnen Informationen herauszuholen oder sie zu erpressen. Den Prostituierten blieb nichts anderes übrig als gute Miene zum bösen Spiel zu machen, weil sie auf Gnade oder Ungnade der Stasi ausgeliefert waren. Falls sie nicht mitspielten, konnten sie jederzeit wegen asozialen Verhaltens angezeigt und ins Gefängnis gesteckt werden. Wer einmal als Prostituierte arbeitete, konnte nur schwer damit aufhören.
Zusammenfassung
Zwar gab es keine Bordelle in der DDR, Prostitution aber schon. Obwohl offiziell verboten, wurde sie von der Stasi geduldet und teilweise gefördert. Im Alltag der meisten Menschen spielte Prostitution keine Rolle. Prostituierte waren eine Randgruppe der Gesellschaft, deren Freier fast nur Bundesdeutsche und Ausländer waren.