Die ältesten Überreste eines Bordells wurden in Pompeji gefunden, verschüttet von der Asche des Vesuv. Der umgangsprachliche Ausdruck ‘Puff” stammt von einem Brettspiel, mit dem sich Freier im Mittelalter die Zeit vertrieben, während sie auf ihr Rendezvous warteten. Bordelle waren ein fester Bestandteil des mittelalterlichen Lebens.
Auch heutzutage gehören Bordelle zu einer normalen deutschen Stadt. Seit dem neuen Prostitutionsgesetz haben sich viele zu Touristenattraktion entwickelt, speziell in den Metropolen. Besucher aus den USA, wo Prostitution verboten ist, staunen oft über die deutsche Freizügigkeit. Manche Reiseveranstalter haben sich darauf spezialisiert, Kunden von Club zu Club zu führen. Besonders beliebt sollen zur Zeit die Berliner Bordelle mit Flatrates sein. Das Bundesamt für Statistik beziffert den Jahresumsatz in deutschen Bordellen mit knapp 5.5 Milliarden Euro.
Bordelle lassen sich in mehrere Kategorien einteilen. Am unteren Ende findet sich das sogenannte Laufhaus, in dem Prostituierte in einem Zimmer warten und Freier durch das Haus gehen. Oft sind ein Nachtclub mit Gastronomiebetrieb angeschlossen. Eroscenter, Mietwohnungen, Massagesalons und FKK-Clubs bieten Dienste von Prostituierten an. Sexarbeiter müssen dafür kräftig bezahlen. Oft kassieren die Inhaber nicht nur eine Pauschalmiete von mindestens 150 Euro pro Nacht oder Tag, sondern auch noch für jeden Kunden extra.
Mittlerweile locken viele Bordelle ihre Kunden mit sogenannten Flatrates: Für einen Pauschalpreis kann der Freier unbegrenzt trinken, Sex so oft man will oder kann inklusive. Auf ihren Webseiten versprechen die Besitzer, daß sie ihr Personal fair bezahlen. Von einer Flatrate von 49 Euro für eine Stunde, erhalten demnach die Damen 25 Euro. Ob das wirklich ein angemessener Preis für wiederholten Geschlechtsverkehr ist, kann bezweifelt werden. 24 Euro werden für alle anderen Ausgaben des Bordells berechnet, Getränke inklusive. Allerdings wird ermahnt, daß der Aufenthalt in einem Zimmer nicht länger als 20 Minuten dauern sollte.
Experten dagegen weisen darauf hin, daß manche Bordellbesitzer mit Flatrates ihre Angestellten per Schicht bezahlen. 100 bis 200 Euro soll der gängige Lohn sein. Rechnet man den Schichtlohn auf die Zahl der Gäste um, bekommen Prostituierte manchmal nur fünf Euro pro Freier. Gemäß des Bundesamtes für Statistik, kostet in Deutschland Sex im Bordell im Durchschnitt 50 Euro. Wer im Bordell arbeitet, muß die Bedingungen akzeptieren, die der Besitzer vorschreibt. Einen interessanten Beitrag dafür hat die TAZ veröffentlicht.
Natürlich ist es schwer, Generalaussagen zu machen. Bordell ist nicht gleich Bordell. In einer Kleinstadt, zum Beispiel, kann eine geschäftstüchtige Dame ihre Wohnung in ein Mini-Bordell umwandeln – solange die Nachbarn sich nicht beschweren. Eine Wohnung für das älteste Gewerbe der Welt zu nutzen, ist genaugenommen illegal. Wie immer gilt auch hier: Wo kein Kläger, da kein Richter. In so einem Unternehmen geht es wesentlich gemütlicher zu. Die Damen kennen sich, Kondompflicht ist selbstverständlich und die Kunden stammen aus der Umgebung – keine betrunkenen Touristen, die sich ihre Männlichkeit beweisen müssen.
In den vergangenen Jahren hat sich eine neue Form des Bordellwesens entwickelt, die Nomadenprostitution. Dank Internet, lassen sich Wohnungen mittlerweile einfach für ein oder zwei Wochen anmieten. “Männer brauchen Frischfleisch,” bestätigt eine Sozialpädagogin, die dieses neue Phänomen beschreibt. Prostituierte reisen auf diese Weise durch die Bundesrepublik und angrenzende Länder. Manche arbeiten auch regelmäßig in Norwegen, Schweden oder Schottland.
Wieviel Prostituierte in Bordellen verdienen, läßt sich nur schätzen. Manche Quellen nennen 100 Euro pro Stunde als Durchschnitt. Allerdings erscheint das als zu hoch gegriffen, wenn man Erfahrungsberichte in den Medien liest. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat im Rahmen einer Untersuchung über die Auswirkungen des Prostitutionsgesetzes auch das Einkommen von Prostituierten unter die Lupe genommen. Demnach verdienen Prostituierte zwischen 500 und etwas über 5000 Euro, wobei Spitzenverdiener die Ausnahme bleiben. Knapp 60 Prozent nehmen bis zu 1.500 Euro ein. Rund 17 Prozent bringen zwischen 1.500 und 2.000 Euro monatlich nach Hause. Nur jede zehnte verdient mehr als 3.000 Euro im Monat mit ihrem Körper.