In der Diskussion um die Legalität der Prostitution erfuhr ein Brief an das EU Parlament in Straßburg große Aufmerksamkeit. Verfasst wurde er vom internationalen Verband für die Rechte der Sexworker in Europa. Er nimmt Bezug auf die Pläne des Europäischen Parlaments, im Bereich der Prostitution das sogenannte Skandinavische Modell zu übernehmen.
Dieses wurde einst in Schweden konzipiert, mittlerweile jedoch aber auch beispielsweise in Island übernommen. Konkret möchte dieses Gesetz dafür sorgen, dass bezahlter Sex von der Gesellschaft geächtet, gleichzeitig die in dieser Branche tätigen Frauen nicht bestraft werden. Sollte es dennoch zu Prostitution in Schweden oder anderswo kommen, haben sich lediglich die Freier vor strafrechtlicher Verfolgung zu fürchten.
Maßgeblich auf den Weg gebracht wurde diese Vorgehensweise von der damaligen linken Regierung sowie vielen feministischen Organisationen. Was damals von vielen Schweden gut geheißen wurde, kann heute durchaus als reaktionär betrachtet werden. Eine Begleitdame in Leipzig wäre heute undenkbar, gäbe es dieselbe Vorgehensweise auch in der Bundesrepublik. Wenngleich sie bei Gesetzesverstößen nichts zu befürchten haben, werden Frauen ihrer freien Berufswahl beraubt. Sie dürfen ihren Körper auch dann nicht mehr verkaufen, wenn sie dies ausdrücklich wünschen und sogar Freude daran haben. Trotz aller Kritik ist dieses Gesetz beispielsweise in Schweden nach wie vor auf diese Weise gültig.
Der Brief nun, an dem auch die eine oder andere Escort Dame in Leipzig beteiligt war, kritisiert die Gesetzespläne der EU nun aufs schärfste. So wird zum Beispiel darauf hingewiesen, dass das Schwedische Modell nicht nur zu einem Abrutschen der Prostitution in die Illegalität geführt hat, sondern Frauen damit auch erheblich gefährdet werden. Ähnlich wie bei der Kriminalisierung von Drogen führt die Strafverfolgung meist zu schlechten hygienischen Bedingungen und damit zu einer unmittelbaren Gefahr für Sexworker und Kunden.
Wo sich der Staat seiner Kontrollfunktion entzieht und nur noch repressiv tätig ist, sind schlimme Schicksale meist nicht mehr weit. Nicht zu vergessen, dass die EU sich vor der Ausarbeitung erster Entwürfe noch nicht einmal mit den zuständigen Verbänden in Verbindung gesetzt hat.
Viele Bordell- und Escort Kunden in Leipzig blicken ebenfalls misstrauisch auf die Vorschläge aus Straßburg und Brüssel. Viele befürchten, dass sie künftig nur noch auf illegale Weise Prostituierte besuchen können. Gefährliche Krankheiten wie beispielsweise Tripper oder HIV könnten sich bei fehlender Kontrolle schneller denn je ausbreiten und für eine regelrechte Epidemie in ganz Europa führen.
Das Ziel des Briefs ist zweifellos, die EU noch zu einer anderen Entscheidung in dieser Thematik zu bewegen.